Permanent Call
BLOG_ Begriffe der Migration
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Die AG KUNSTPRODUKTION UND KUNSTTHEORIE IM ZEICHEN GLOBALER MIGRATION lädt Wissenschaftler:innen insbesondere aus Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften dazu ein, Blog-Beiträge zu spezifischen Begriffen der Migration zu verfassen, aktuelle Veröffentlichungen zu kommentieren und rezensieren oder themenrelevante Materialien zusammenzustellen und zu posten.
Neben dem Blog soll ein umfassendes Glossar entstehen, dessen umfangreichere Beiträge schrittweise auf dieser Website veröffentlicht werden.
Bitte nehmen Sie Kontakt zu den Sprecherinnen der AG auf und richten Sie Ihre Vorschläge für Blog-Beiträge zu Begriffen der Migration an: contact@ag-kunst-migration.de.
Call for paper +++ 6/2020 - 7/2020 +++
Urban Exile: Theories, Methods, Research Practices
A publication of the ERC research project Relocating Modernism: Global Metropolises, Modern Art and Exile (METROMOD), Institute of Art History, LMU Munich.
Edited by the METROMOD team: Ekaterina Aygün, Burcu Dogramaci, Mareike Hetschold, Laura Karp Lugo, Rachel Lee, and Helene Roth
For further rmation about METROMOD please visit our website: https://metromod.net/
Deadline for abstracts: July 15, 2020
Deadline for full contributions: 15 December 2020.
Please send your abstract (in English, max. 300 words) and short CV in a single PDF document by 15 July 2020 to: laura.karp.lugo@kunstgeschichte.uni-muenchen.de
Although it is widely accepted that migration shapes cities, until now, exile research has rarely been written from an urban perspective. By taking up this challenge, this publication will make a significant contribution to the theory and methodology of research on exile, cities and modernities. It will focus on historical dislocations in the first half of the 20th century, when modern movements constituted themselves in global exchange. In cities around the world migration contributed significantly to the transformation of urban spaces by forming new communities, neighbourhoods and artists' quarters. Experiences of exile by locals and migrants alike shaped a basis for changed perceptions of the urban spaces in which they lived and worked. When we examine artistic practices, for example, we find evidence of migrants capturing their new surroundings in photographs, drawings and writings. Taking an interdisciplinary approach and a historical perspective, the contributions to this volume will formulate various theoretical and methodological approaches as well as research practices, investigating how exile and urbanity are intertwined. Drawing on examples from a wide range of urban centres around the world, contributors from various disciplines will share their thoughts, experiences and concepts relating to the challenges and benefits surrounding the nexus of exile and urban research. This anthology will engage lines of inquiry from contemporary post-migrant urban research and historicize them. By choosing the term exile as a central category for methodological and theoretical investigations of urban culture, we aim to rethink its application in a transnational, global context, thereby considering the varying concepts, historical usages and trajectories behind it.
Possible themes could include: walking/strolling; mapping; databases and digital mappings; archives and sources; orientation and notation (e.g. address books, notebooks, city maps);
reading/writing the city; media/photography as source; networks; routes; performativity/relational bodies; infrastructures; queerness/gender/sexuality; social life and
social spaces; segregation; “post-migrant” urban research; arrival cities and neighborhoods of migration; soundscapes; materiality/surfaces of the city; oral history; artistic research.
We seek contributions in the form of theory and method oriented essays (3000-4000 words) as well as visual essays that develop theoretical and methodological approaches (1000 words +
images).
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+++ Call geschlossen +++
Internationale Tagung
Art/Histories: Migrations, Transculturality & The Idea of Latin America
Universität Zürich, Lateinamerika-Zentrum Zürich
6.-7. März 2020
Migration hat im lateinamerikanischen Kontext jüngst wieder für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Die medial vermittelten Bilder mittelamerikanischer (Trans)Migrant*innen – die auf dem Weg in den Norden mit Drogenkartellen, Menschenhändlern und der oft korrupten Polizei konfrontiert, und schließlich am häufig tragischen Kulminationspunkt der Reise, der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze immobilisiert werden – werden durch eine wachsende Zahl künstlerischer Praktiken, die sich sowohl nördlich wie auch südlich des „political equator“ (Teddy Cruz) mit der Thematik befassen, kontrastiert. So ist die Grenze geradezu zu einem Bild der aktuellen Migrationsbewegungen avanciert und Ausgangspunkt sowohl realer Politiken als auch künstlerischer Auseinandersetzung mit den Ein- und Ausschlüssen von Latein-/Amerika.
Trotz des wirkmächtigen Mauerbauprojekts an der US-mexikanischen Grenze ist Transkulturalität in beiden Amerikas als historische Tatsache zu denken – die in den Bild- wie Kunstpraktiken zum Ausdruck kommt. Im heutigen Lateinamerika sind Transkulturalität und Migration seit präkolonialer Zeit existente Formen des kulturellen Austauschs, von Machtverhältnissen und Aneignungsprozessen. So wurden Ikonografien der Moche-Kultur beispielsweise von den dominanten Inka kulturell angeeignet, der Codex Mendoza zeigt den Ursprungsmythos der Azteken als Wanderbewegung, sichtbar gemacht im Bild kleiner Fußabdrücke.
Mit der ‘Entdeckung’ und kolonialen Unterwerfung des südlichen Amerika bekamen migratorische Bildpraktiken eine neue Dimension. Der durch die Ausbeutung der Kolonien initiierte Akkumulationsschub setzte einen „Kreislauf aus Geld und Kunst“ in Gang, der – neben und mit den erzwungenen interkontinentalen Reisen der Sklav*innen – auch einen globalen Handel mit massenhaft hergestellten barocken, sakralen Gemälden umfasste (Das Potosí-Prinzip. Koloniale Bildproduktion in der globalen Ökonomie. Ausst.-Kat. Haus der Kulturen der Welt, Köln 2010).
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war Lateinamerika Ziel europäischer Auswanderungsbewegungen und Exilort für Künstler*innen, die einen intensiven künstlerischen Austausch anstießen. Gegenwärtig ist der Kontinent durch zahlreiche Binnenmigrationsbewegungen, ausgelöst etwa durch politische Konflikte wie in Venezuela und Kolumbien oder wirtschaftsbedingte Migration innerhalb Lateinamerikas, geprägt, die zunehmend in der künstlerischen Praxis thematisiert werden. Fred Ramos fotografiert die jungen Männer des migrant track in verstörend ästhetischen Aufnahmen und Christa Cowrie hatte zu Beginn der 1980er Jahre fotografische Portraits der vor der Diktatur in Guatemala nach Südmexiko Geflüchteten angefertigt. Auch die Konzeptionsformen von Kunstprojekten reflektieren dabei diese transkulturell verflochtenen Migrationsbewegungen, so stellen Burcu Dogramaci und Helene Roth die Fotografie als das Medium der Migration heraus (Dogramaci/Roth 2019), und das Estudio Teddy Cruz + Fonna Forman erarbeitet künstlerisch zu fassende Architekturen für das Grenzgebiet San Diego-Tijuana.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der modernen (und zeitgenössischen) Konzeption von Kunst als okzidentalistische Verlängerung kolonialer Machtbeziehungen, wie sie etwa die „aesthesis decolonial“ (Vasquez Barrera 2015) beschreibt, nimmt die Wanderung von Konzepten und Ideen über Kunst in den Blick (vgl. Mieke Bal 2002). Migration ist demnach als eine Praxis zu verstehen, die Transkulturalität produziert – die vielgestaltigen Konzepte von Migration und Transkulturalität sollen für die Konferenz daher als aufeinander bezogen gedacht werden. Transkulturalität im Zusammenhang mit Migration verstehen wir als eine Perspektive, die Konflikte, Inkommensurabilitäten und spezifische Formen der Aneignung in transkulturellen Austauschprozessen sowie die sie begleitenden Machtverhältnisse adressiert.
Die Migrationen von Menschen als Träger*innen von Ideen, sowie von Formen oder Ikonografien sollen fokussiert, kritisch aufgearbeitet und theoretisiert werden. ‚Bilderwanderungen‘, verstanden als Kontinuitäten von ästhetischen Formeln und ‚anthropologischen Bild-Konstanten‘ über weite Zeit- und Raumspannen hinweg, sollen in den Beiträgen der Tagung für den spezifischen Kontext Lateinamerikas anhand von case studies thematisiert und hinterfragt werden. Die „Idea of Latin America“ (Mauricio Tenorio Trillo 2019) soll dabei für das Feld der Kunst historisiert und aus der Perspektive eines Konzeptes von Transkulturalität und Migration kritisch befragt werden. Gerade auch trans-historische Perspektiven sollen dabei berücksichtigt werden.
Wir freuen uns über die Einsendung kurzer Exposés (max. 500 Wörter) für einen 20-minütigen Vortrag auf Deutsch oder Englisch und einen kurzen Lebenslauf (max. 1000 Zeichen) bis zum 30. November 2019 an:
oesterreich@mode.tu-darmstadt.de und pauline.bachmann@uzh.ch
Mögliche Themen für Vorträge (u.a.):
· Migration als Thema lateinamerikanischer Kunstproduktion
· Transkulturalität und Kunstbegriff im Kontext Lateinamerikas
· Kunst-Geschichte der Migration in Lateinamerika
· Terminologien von Transkulturalität und Migration im Kontext Lateinamerikas
· Interpretationen von Migration in Bildern, Performances, Installationen, etc.
· ‚Migratorische‘ Kunstpraktiken
· Transkulturelle Bild- und Objektpraktiken
· Kunstgeschichtsschreibung und Lateinamerika
· Das Migratorische als Konzept der Kunst
Konzeption und Leitung:
Dr. Pauline Bachmann, Universität Zürich
Dr. Miriam Oesterreich, Technische Universität Darmstadt
Austrian Center for Fashion Research
Special Issue of Fashion Theory
Fashion as Politics: Dressing Dissent
At present we are witnessing an unprecedented politicization of fashion in a global political climate characterized by the rise of far right, authoritarian, populist and neoliberal movements. From the ubiquity of pink Pussy Hats as symbols of resistance to the Trump administration to the employment of migrants and refugees in the Turkish garment industry, from the ongoing debates about racial and ethnic diversity on and off the catwalks to the decolonization of fashion’s past and future through the growth of Afrofuturism, contemporary fashion is deeply imbedded in current global politics. Fashion has always provided rich visual, material, symbolic and narrative spaces within which to articulate, negotiate and perform political issues and a vast body of historical research testifies to the many links between fashion and politics.
The special issue of Fashion Theory – The Journal of Dress, Body and Culture entitled “FASHION AS POLITICS: DRESSING DISSENT” focuses on the present and aims at exploring the links between contemporary politics and fashion and to examine fashion’s role in advancing and disseminating political goals, resistance and dissent on a regional, national and global scale.
The editors of the special issue invite contributions from scholars who put current political discourses, movements and political events in relation to fashion design, fashion practices or fashion theory. The special issue proposes to depict the variety of ways in which fashion partakes in, shapes and intervenes in contemporary global political and social developments such as migration, technological progress, decolonization, neoliberalism and globalization.
Suggested topics for the papers include, but are not limited to:
Political dressing and critical fashion practices as manifestations of political activism, protest, resistance and revolt against authoritarian, right-wing and populist politics
Decolonizing, anti-racist, queer, feminist, and radical political strategies in fashion design and fashion media production
Fashion production, labour geographies and post-colonial politics of the contemporary garment industry
The politics of cultural appropriation, ownership and cultural exchange in fashion
Socially engaged practices of digital fashion technologies
Dress, displacement and global migration
The call is open to abstracts from all research methods and disciplines. We encourage innovative and new fashion research. Please submit a paper abstract of 250 words and a short biography to austrian.fashionresearch@gmail.com by June 30, 2018.
The special issue of Fashion Theory is edited by the Austrian Center for Fashion Research, a co-operation between the Academy of Fine Arts Vienna (Dr. Elke Gaugele and Dr. Monica Titton) and the University for the Arts Linz (Dr. Christiane Luible-Bär and Wally Salner). The special issue will be published in November 2019.
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Call for
paper
96th "Kunsthistorischer
Studierendenkongress" (KSK), Essen
University of Duisburg-Essen & Folkwang University
July 4-7, 2019
Bewerbungen mit einem Exposé (max. eine Seite) und einem kurzen Lebenslauf bis 15.04.2019
bitte an: cfp.96.ksk@gmail.com.
Weitere Informationen siehe:
Call for
papers
Diasporic Imaginaries. Multiple Senses of Belonging
Workshop
Deutsches Forum für Kunstgeschichte / Centre allemand d’histoire de l’art, Paris
April 4-5, 2019
Conceived and organized by Lena Bader, Birgit Mersmann, Mona Schieren
The deadline for submissions is 31 December 2018. The selected presenters will be notified by 31 January 2019.
Migration
in art and art history is primarily defined by the movement in both space and time of artists, curators, and critics, and their works, ideas, and memories (Mathur 2011). It has engendered
geographically dispersed artistic communities bound by shared diasporic experiences and has generated splintered temporalities of artistic relationalities that negotiate between pastness,
nowness, and futurity. The increasing diasporization of art and culture is a farreaching and profound shift resulting from global migration and its rapidly changing nature. As a global
transnational process, migration has produced global diasporas (Cohen 1997), including ethnic, cultural, religious, and national diasporas, which fuel the dissemination of “diasporic
imaginaries.” Beside the Jewish, Greek, Armenian, and Black diasporas — the most historically significant diasporic traditions — the Chinese, Indian, Iranian, Lebanese, Palestinian diasporas
have, among others, become clearly visible on the world map of diaspora cartographies (Brah 1996, Dufoix 2008). To take account of these developments, diaspora research has undergone a process of
reorientation over recent decades. Along with transcending
the limiting classical notions of diaspora as anchored in the Jewish tradition, it has diversified in scope on every level, extended its definitions, and repositioned itself at the intersection
of (trans)migration, transnational, and postcolonial studies. Postcolonial and anthropological theories of transversality, transculturation, and translation, as exemplified by Edouard Glissant’s
Traité du Tout-monde (1993), Paul Gilroy’s Black Atlantic (1993) and James Clifford’s Routes: Travel and Translation in the Late Twentieth Century (1997), have
contributed to rethinking the diaspora in terms of hybridity and redefining it as a concept, structure, and social practice of translational migratory culture oscillating between integrity and
discontinuity (Quaysan/Daswani 2013).
As a consequence of this shift, major diaspora research has moved away from the place-related analytical model that posits a diaspora as a place (of origin) and the hoped-for return to it.
Instead of a strictly spatial separation between homeland and host country, it has foregrounded the analytical concept of the “diasporic imaginary” as a space of imagination which “account[s] for
the creation of the diaspora […] through formations of temporality, affect, and corporeality” (Axel 2002, 412). Reconsidering diasporic communities as “imagined communities” (Anderson 1991)
established the notion of the “diasporic imaginary” (Mishra 1996), making it possible to reinterpret the imaginary as the creation of a shared diasporic space of dreams, fantasies, and visions.
Most powerfully — and often even violently — the
“diasporic imaginary” emerges at the intersection of global transnationalization and (re-)nationalization. For this reason, it is interconnected with and nourished by both the “global imaginary”
(Steger 2008) as a consciousness of belonging to a global community and the “national imaginary” as a construction of shared ideas and ideologies within a nation.
As a migration-based force, the diasporic imaginary is generated and informed by a multiplicity of temporalities, localities, traditions, identities, and subjectivities. It is shaped by multiple
senses of identification and belonging that emerge in the interstices between collective memories and future projections, traumas and dreams, nostalgic remembrances, and utopian
fantasies. The conference intends to approach the diverse plurality of “diasporic imaginaries” in the arts, art communities, and art histories from the viewpoint of “multiple belonging.”
Following the example of migration studies, belonging is conceptualized as a process of becoming rather than a status or given category (Antonsich 2010). As such, it is understood in its entire
complexity, ranging from a personal, intimate feeling of individual affiliation and athomeness to a collective sense of group identification and social participation (community, nationhood,
cultural and political citizenship, humanity etc.). Since the tangible, affective, and corporeal is highly involved in the process, the analysis of multiple senses of belonging includes the
multisensory aesthetic production of the “diasporic imaginary.”
The conference will raise the following themes and issues for critical discussion: How does redefining the diaspora as an imaginary at the interface of cosmopolitan detachment and deterritorialized nationalism affect the analysis of art history, art theory, and art practice? How are biographies of migration and displacement, trauma and fantasy, re-narrated in artistic and art historical discourses? Are multiple senses of belonging creating productive ambiguities of multilayered meaning? Or are they producing conflicting perceptions and fractured perspectives? How are individual subjectivities of diasporicity reflected in art production? Do diasporic imaginaries generate specific forms of art practices and epistemological images of thought like the rhizome? In what ways does the concept of the diaspora as a network of transnational connections allow us to transcend the frame of the mobile individual subject and address complex formations of community and network-building that even include nonhuman actors and ecologies? To what extent do digital technologies that facilitate imaginary migrations in both space and time contribute to producing multiple belongings?
We encourage postgraduate students, early career researchers, and established scholars to submit proposals for individual presentations of 25 minutes on the above-mentioned topics or their own choice of theme. In addition to contributions from art history, architecture, and film and fashion studies, we welcome papers from cultural studies, postcolonial studies, anthropology, and media studies.
The conference will be held in English. Please send a title and abstract of your proposal (maximum 400 words) along with a short CV to the organizers of the conference: birgit.mersmann AT uni-due.de, lbader AT
dfk-paris.org, m.schieren AT hfk-bremen.de. The deadline for submissions is 31 December 2018. The
selected presenters will be notified by 31 January 2019. Selected speakers can apply for travel funding (max. 250.- Euro).
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Call for
Articles
Positionierungen. Kritische
Antworten auf die ‘Flüchtlingskrise’
in Kunst und Literatur
FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur, www.fkw-journal.de
Themenheft Nr. 67, Herbst 2019, hg. v. Liesbeth Minnaard, Kea Wienand
Deadline für die Abstracts: 1. Dezember 2018
Mit den jüngst angestiegenen globalen Flucht- und Migrationsbewegungen sowie den gleichzeitigen massiven Versuchen, die Zuwanderungen in den globalen Norden zu verhindern, sind zahlreiche Bilder, Begriffe und Narrationen produziert worden, die die Ereignisse und Akteure erfassen und vermitteln sollen. Viele dieser Repräsentationen stellen die Migrierenden als Verdächtige dar und verbildlichen die Grenzüberschreitungen als außerhalb von jeglicher Kontrolle. In Verdacht geraten sind dabei aber auch die Repräsentationen von Flucht und illegaler Migration selbst. In vielen europäischen Ländern wurde die Zirkulation dieser Bilder begleitet von Diskussionen über deren Angemessenheit, moralische Zulässigkeit und gesellschaftspolitische Funktionen. Nicht nur im dezidiert künstlerischen Bereich, sondern auch in der Populär- und Medienkultur wird nun versucht, ‚kritische’ Reflexionen von Darstellungsweisen und ‚andere’/alternative Formen ihrer Verbildlichung oder Erzählung zu finden. Gefordert werden neue Darstellungsparameter und Bildformeln, die sich den kriminalisierenden Diskursen über Terrorismus und Bedrohung verweigern und dem überaus präsenten und immer auch geschlechtlich kodierten Topos des Opfers entkommen.i Aber was wird heutzutage, in einem von diversen ‚Krisen’ heimgesuchten Europa auf der Suche nach der eigenen Neudefinition im Kontext der Globalisierung, eigentlich als kritisch und progressiv verstanden?
Chantal
Mouffe postuliert, „critical art is art that foments dissensus, that makes visible what the dominant consensus tends to obscure and obliterate“.ii Aber was
bedeutet es ‚kritischzu sein’, wenn Reden über Krisen und Ausnahmezustände den aktuellen Konsens bestimmen? Wenn vermeintlich feministische Anliegen als Grund angeführt werden, um Kriege und
Gewaltmaßnahmen gegen ‚die Anderen’ zu legitimieren,iii oder um Ausschlussmechanismen zu rechtfertigen und zu fixieren?iv
Gerade aus einer geschlechtertheoretischen und kulturwissenschaftlichen Perspektive erscheint es uns dringend notwendig, sich in die aktuellen Debatten um Abschottungen und Grenzziehungen
einzumischen und zu reflektieren, was es bedeuten kann (oder sollte), Kritik gegenüber solchen Versuchen zu artikulieren? In den Blick nehmen wollen wir visuelle und literarische Bild- und
Textproduktionen aus dem weiten Feld der populären Kultur und des politischen Aktivismus, aber auch aus dem engeren Feld von bildender, literarischer und darstellender Kunst, die zu der
sogenannten europäischen Flüchtlingskrise Position beziehen. Was bedeutet es in diesen Feldern kritisch zu sein und in Bezug auf was (oder auch auf was nicht)? Welche Effekte haben kritische (im
weitesten Sinne) künstlerische Positionierungen? Können sie etwas im Denken der Handelnden und Betrachtenden – Bürger*innen, Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen – bewegen, oder
profitieren ihre Produzent*innen einfach nur von der jüngsten Aufmerksamkeitswelle, wie es z.B. anlässlich verschiedener Arbeiten von Ai Weiwei diskutiert wurde.
Mit der
67. Ausgabe von FKW//Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur wollen wir diese Fragen stellen und die Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Formen der Kritik an Europas
aktueller Migrations- und Flüchtlingspolitik ausloten. Wir wünschen uns Beiträge, die den genannten Fragen nachgehen, entweder auf philosophischtheoretischer Ebene oder auch anhand von Beispielen
in den Bereichen der Kunst, Literatur, Performance, Aktivismus und der populären Kultur.
Die 67. Ausgabe wird zweisprachig sein, willkommen sind Beiträge in englischer und deutscher Sprache.
Bitte schicken Sie bis zum 1. Dezember 2018 ein Abstract (max. 250 Wörter) und einen kurzen CV an Kea Wienand (kea.wienand@uni-oldenburg.de) oder an Liesbeth Minnaard (e.minnaard@hum.leidenuniv.nl), die gerne auch weitere Fragen beantworten. Die Deadline für die ausgewählten Beiträge ist der 30. März 2019. Die 67. Ausgabe wird im Herbst 2019 erscheinen.
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i Celik, Ipek A. (2015): In Permanent Crisis. Ethnicity in Contemporary European
Media and Cinema. Ann Arbor, University of Michigan Press.
ii Mouffe, Chantal (2007): Artistic Activism and Agonistic Spaces. In: Art and Research: A Journal of Ideas, Contexts and Methods 1, no. 2, o.P.
iii Butler, Judith (2004): Precarious Life. The Power of Mourning and Violence. London/New York, Verso
iv Hark, Sabine und Paula-Irene Villa (2017): Unterscheiden und Herrschen. Ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart. Bielefeld, transcript.
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Austrian Center for Fashion Research
Special Issue of Fashion Theory
Fashion as Politics: Dressing Dissent
Deadline: June 30, 2018
At present we are witnessing an unprecedented politicization of fashion in a global political climate characterized by the rise of far right, authoritarian, populist and neoliberal movements. From the ubiquity of pink Pussy Hats as symbols of resistance to the Trump administration to the employment of migrants and refugees in the Turkish garment industry, from the ongoing debates about racial and ethnic diversity on and off the catwalks to the decolonization of fashion’s past and future through the growth of Afrofuturism, contemporary fashion is deeply imbedded in current global politics. Fashion has always provided rich visual, material, symbolic and narrative spaces within which to articulate, negotiate and perform political issues and a vast body of historical research testifies to the many links between fashion and politics.
The special issue of Fashion Theory – The Journal of Dress, Body and Culture entitled “FASHION AS POLITICS: DRESSING DISSENT” focuses on the present and aims at exploring the links between contemporary politics and fashion and to examine fashion’s role in advancing and disseminating political goals, resistance and dissent on a regional, national and global scale.
The editors of the special issue invite contributions from scholars who put current political discourses, movements and political events in relation to fashion design, fashion practices or fashion theory. The special issue proposes to depict the variety of ways in which fashion partakes in, shapes and intervenes in contemporary global political and social developments such as migration, technological progress, decolonization, neoliberalism and globalization.
Suggested topics for the papers include, but are not limited to:
Political dressing and critical fashion practices as manifestations of political activism, protest, resistance and revolt against authoritarian, right-wing and populist politics
Decolonizing, anti-racist, queer, feminist, and radical political strategies in fashion design and fashion media production
Fashion production, labour geographies and post-colonial politics of the contemporary garment industry
The politics of cultural appropriation, ownership and cultural exchange in fashion
Socially engaged practices of digital fashion technologies
Dress, displacement and global migration
The call is open to abstracts from all research methods and disciplines. We encourage innovative and new fashion research. Please submit a paper abstract of 250 words and a short biography to austrian.fashionresearch@gmail.com by June 30, 2018.
The special issue of Fashion Theory is edited by the Austrian Center for Fashion Research, a co-operation between the Academy of Fine Arts Vienna (Dr. Elke Gaugele and Dr. Monica Titton) and the University for the Arts Linz (Dr. Christiane Luible-Bär and Wally Salner). The special issue will be published in November 2019.