Tagung
Borders.
Grenzen und Grenzregionen in der Kunstproduktion
und Kunsttheorie der Gegenwart
Universität der Künste, Berlin
24./25. November 2022
Konzeption und Leitung: Alma-Elisa Kittner, Kerstin Meincke, Miriam Oesterreich
Grenzen und Migration sind untrennbar miteinander verschränkt. Grenzregionen werden durch Migration als solche definiert, geprägt und gestaltet. Gleichzeitig thematisieren gegenwärtige Künste die
konfliktreichen migratorischen Räume in vielfältiger Weise und hinterfragen deren Semantiken, Wirkweisen und Architekturen. Künstlerische Positionen und
Strategien können dabei sowohl grenzziehend als auch politische, geografische oder soziale Grenzen unterlaufend wirksam werden. Diese unterschiedlichen Zugänge, Reflexionen und Transformationen
waren bereits Gegenstand der von den gegenwärtigen Sprecherinnen der AG ausgerichteten Apéro-Talks mit Künstler:innen, Kurator:innen und Wissenschaftler:
innen (2021/2022). Anhand ausgewählter und aktueller Projekte thematisierte die Veranstaltungsreihe, wie politisch, sozial und ästhetisch umkämpfte Grenzregionen unserer Zeit – etwa die Mauer
zwischen den USA und Mexiko, die Grenze zwischen Marokko und Spanien, aber auch innerdeutsche Grenzräume – mit künstlerischen Strategien verhandelt
und erzählt werden.
Die Tagung konzentriert diese Debatten wieder auf wissenschaftliche Diskurse und diskutiert auch disziplinäre Übergänge in der Auseinandersetzung mit Grenzen. Ziel ist eine methodische und
begriffliche Schärfung der vielfältigen Zusammenhänge zwischen Migration, Grenze/n und den Künsten. Hier stellen sich mehrere Fragen: Mit welchen und
an welchen Grenzbegriffen arbeiten gegenwärtige künstlerische Positionen? Welche Rolle spielen Konzepte von Räumen und Architekturen in Grenzverhandlungen? Wie haben auch historische
Kunstproduktion und Kunsttheorie Grenzen thematisiert? Auch die Frage nach der Relevanz künstlerischer Zugänge zu politischen, topografischen und ästhetischen Grenzen im Kontext als oftmals
unüberwindbar erfahrener Grenzen, die keine Diskursivierung erlauben, kann thematisiert werden. Hilfreich ist es dabei, drei Grenzformen zu unterscheiden: die Vorstellung der Grenze als Linie und
markiertes Territorium, die Grenze als Grenzraum sowie die Grenze als Grenzbewegung. Dabei kann die Grenzüberschreitung als ein
permanenter Prozess des In-Beziehung-Setzens, der Überlagerung, Verflechtung und Verschiebung gedacht werden, denn Grenzen konstituieren sich permanent neu und ändern ihre Gestalt (Wenzel). Im
Anschluss daran lässt sich fragen, an welche kunstgeschichtlichen Terminologien und spezifisch kunsthistorischen Zugänge sich dabei anknüpfen und welche
sich weiterentwickeln ließen – wie etwa die Untersuchungen der politischen Ikonographie von Landschaft (Warnke).
Schließlich werden auch gattungs- und disziplinenübergreifende Fragestellungen wie Übergänge von Kunst, Performance und Aktivismus ebenso wie Fragen zu digitalen Grenzziehungen im Fokus stehen.
Verhandlungen von Terminologien wie der aus den Border Studies entwickelten „border aesthetics“ (Schimanski/Wolfe) oder des „Ent/Grenzen[s]“ (Bleuler/
Moser) werden hier ebenfalls eine Rolle spielen.
PROGRAMM
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Donnerstag, 24.11.22 | |
15
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Begrüßung Alma-Elisa Kittner, Kerstin Meincke, Miriam Oesterreich |
15:20
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Alexia Pooth D‘Est: die documenta, das Ende des Ostblocks und die 1990er |
16
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Burcu Dogramaci/Marta Smolinska Grenze/Granica: Kunst der Migration im deutsch-polnischen Grenzraum |
16:40 | Kaffeepause |
17
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Andrea Masala Border Art’s borders: on the conceptual limits of an artistic genre (en) |
17:40
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Samira Yildirim Vor, während, nach der Migration: Zeitliche Dimensionen von Grenzziehungen und Migrationen in Kunstwerken der Gegenwart |
18:30 | Pause |
18:45
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Artist talk: Bani Abidi (en) |
20 | Gemeinsames Abendessen |
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Freitag, 25.11.22 | |
9:45 | Begrüßung |
10
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Keynote: Anna-Lena Wenzel Grenzbewegungen. Vom Über- und Unterschreiten der Grenze |
11:15 | Kaffeepause |
11:30
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Susanne Watzenboeck Gianfranco Rosi’s Fuocoammare and the cinematographic gaze on borderline experiences (en) |
12:10
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Rhea Dehn Cuerpo-territorio. Fragen zur Annäherung an die spanischmarokkanische Grenze im Kontext künstlerischer Praktiken |
12:50 | Mittagessen |
14:20
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Miriam Oesterreich Border Aesthetics: Mauern, Körper, Design, Creative Resistance |
15
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Hanna Büdenbender Mediale Blickregime: Die Repräsentation der Migration im US-amerikanisch-mexikanischen Grenzraum in der Pressefotografie |
15:40 | Abschlussgespräch |
16:30 | Internes AG-Treffen |