Workshop, 17-18.11.2017
Repräsentationsregime der Migration.
Kunst- und kulturwissenschaftliche Perspektiven
„Der Mensch ist frei, weil er sich mit einer unvorhersehbaren und unerklärlichen Bewegung gegen seine Bedingungen empören kann und sie verändern kann.“ (Vilém Flusser) Vilém Flusser konzeptioniert das Migratorische stets als „Freiheit des Migranten“ (Flusser1994); die migratorische Bewegung beschreibt er als „schöpferischen Prozess“,obwohl sie mit Phänomenen des Vertriebenseins und der gewaltsamen Entortungverknüpft ist. Während Flusser die Handlungspotentiale des migrantischenSubjekts betont, werden im politischen Diskurs Migration und Fluchtmehrheitlich als Phänomene behandelt, die die Freiheit von Staat und Individuumgefährden oder gar bedrohen. Die visuelle Repräsentation von Migration, z.B. inder Medienberichterstattung oder in den sozialen Netzwerken, arbeitet häufig mit Blickregimen, die den Körper des/der Migrant_in ethnisch bzw. geschlechtlichkodieren sowie in politischen und kulturellen Machtverhältnissen verorten unddadurch fixieren. Stuart Hall bezeichnet demzufolge „das gesamte Repertoire an Bildern und visuellen Effekten, durch das ‚Differenz‘ in einem beliebigenhistorischen Moment repräsentiert wird, [...] als Repräsentationsregime“ (Hall2004). Zahlreiche künstlerische Positionen hinterfragen solchestereotypisierenden Festschreibungen aber auch und nehmen alternativeSichtweisen ein, um neue Perspektiven auf Migration zu eröffnen. Auch Bilderbzw. Videos (harragas), die von Geflüchteten selbst aufgenommen und zirkuliertwerden, können tradierte Sichtweisen verschieben oder verändern.
Ziel des Workshops „Repräsentationsregime der Migration“ ist es daher, dieses Spannungsverhältnis zwischen Handlungspotential und visuellem Apparat am Beispiel von Kunst und Alltagskultur kritisch zu hinterfragen. Dabei sollen Aushandlungsprozesseim Kontext von Migration mit Theorien zur visuellen Repräsentationzusammengedacht werden.
Organisation und Leitung:
Prof. Dr. Alexandra Karentzos, Miriam Oesterreich M.A., apl. Prof. Dr. Melanie Ulz
Programm Darmstadt, 17./18. November 2017
Freitag, 17. November 2017
Ort: Kunstforum der TU Darmstadt, S1|03 26, Hochschulstraße 1, 64289 Darmstadt
14:30 Führung mit Julia Reichelt durch die Ausstellung LOST IN TRANSITION – Vom Flüchtigen, Ephemeren
im Kunstforum der TU Darmstadt
15:30 AG-internes Treffen
Samstag, 18. November 2017
Repräsentationsregime der Migration.
Kunst und kulturwisenschaftliche Perspektiven
Ort: Technische Universität Darmstadt, Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus (kleiner Saal)
Dieburger Str. 241, 64287 Darmstadt
10.00 Alexandra Karentzos/ Miriam Oesterreich/ Melanie Ulz
Begrüßung der Organisatorinnen
10.15 Kea Wienand
Un-/Zulässige Vergleiche oder verknüpfte Erinnerungen?
Verhandlungen von Migration in der Gegenwartskunst
11.00 Kerstin Meincke
Auf der Suche nach dem verlorenen Gedächtnis Algeriens – Katia Kamelis Roman algérien
11.45 Kaffeepause
12.15 Lisa-Katharina Weimar
Pressefotografien in Debatten um ‚Flucht‘ und ‚Asyl‘ 1977-1989
13.00-14.00 Mittagspause
14.00 Samira Yildirim
Über die Grenze. Visualisierungsstrategien von Demarkationen in Kunstwerken der Gegenwart
14.45 Ülkü Süngün
Orientalismen in Bewegung
15.30 Kaffeepause
16.00 Irene Below
„Exhibere – aus der Dunkelheit in die Sichbarkeit bringen“ (Adam Sczymczyk 17.9.17)
Exil und Migration auf der documenta 14 in Athen und Kassel
16.45-17.30 Abschlussdiskussion
Abendprogramm
18.30 Mathildenhöhe
Ausstellungseröffnung Otto Bartning. Architekt einer sozialen Moderne
(Mit Bitte um Anmeldung unter: Heiko Söker h.soeker@mode.tu-darmstadt.de)
Anreise zum Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus, Dieburger Straße 241, 64287 Darmstadt