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Tagung

Design Dispersed. Formen der Migration und Flucht

10. – 11. Februar 2017

 

Organisatorinnen:
Burcu Dogramaci, Kerstin Pinther für die AG Kunstproduktion und Kunsttheorie im Zeichen globaler Migration

 

Die transdisziplinäre Tagung „Design Dispersed“ will den komplexen und heterogenen Verbindungslinien zwischen Migration und Design im 20. und 21. Jahrhundert nachgehen. Deren Spannbreite reicht von Hussein Chalayans Kollektion „Afterwords” (2000), in der Migration und Displacements über die Transformation von Möbeln in mobile Kleidungsstücke thematisiert werden, oder der „Migration Series“ (2013) des in Beirut ansässigen Bokja Design zu Walé Oyéjidés Modeentwürfen „After Migration“ (2016) und zu Lucy Ortas „Refuge Wear – Habitent“ (1992/93). Einzubeziehen sind aber auch historische Projekte des emergency shelter, Flucht und Exil von Bauhaus-Architekten und -Designern oder partizipative Designprojekte mit Geflüchteten. Während Fragen von Kunstproduktion und Theorie im Kontext globaler Migration mittlerweile mehrfach thematisiert worden sind, fehlt eine grundlegende und vergleichende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Design und Migration. Um die bislang äußerst parzellierten Diskussionen zusammenzuführen, schlagen wir einen Designbegriff vor, der alle formgebenden Ansätze zur Gestaltung von Dingen und Produkten – Mode und Architektur eingeschlossen – umfasst. Fragen ergeben sich einerseits nach den ästhetischen Auswirkungen, die durch Vernetzung, Überlagerung und Mischung der Formen entstehen, andererseits aber auch zu den politischen und sozialen Dimensionen von Gestaltung.

 

In drei sich thematisch überschneidenden Panels sollen Objekte und Designpraxen im Kontext von Migration, Exil und Flucht diskutiert werden.

 

Design Dispersed – Formen der Migration fragt danach, wie sich Erfahrungen von Migration, Flucht und Exil in den Dingen oder den Entwürfen von Designer_innen spiegeln. Uns interessieren Artefakte, die diese sozialen und politischen Dimensionen erfahrbar machen. Wie sind jene Prozesse der Objektgeschichte eingeschrieben – und zu einem Teil der Produkterfahrung geworden? Wie verhält es sich mit einer gestalterischen Produktion von „Heimat“? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Materialität der Dinge? Im Anschluss an den sogenannten global turn in den Designwissenschaften (vgl. Riello et al 2011) interessieren uns auch (historische) ‚Designs‘, in denen sich Transkulturalität als Doppelfigur von Kosmopolitismus und Lokalität niederschlägt. Hier soll den Bewegungsspuren von Objekten nachgegangen werden. Welche Formen konzeptueller, inhaltlicher und materieller Vermischung ergeben sich daraus?

 

Design Dispersed – Design von & für Migrant_innen will Design-Konzeptionen für Geflüchtete – vor allem im Bereich der Architektur und Sozialer Medien – kritisch diskutieren und historisieren. Angesichts von aktuell mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung entfaltet das Themenfeld Design und Gesellschaft (erneut) eine besondere Relevanz. Davon zeugen nicht nur eine Reihe unterschiedlicher Initiativen wie „What Design Can Do“ oder „Better Shelter Org“, sondern auch erste Ausstellungen (etwa MOMA 2017, Architecture of Displacement). Auf der anderen Seite kreieren auch Migrant_innen und Menschen auf der Flucht notwendige Dinge. Diese Erscheinungsformen einer Design- und Produktkultur von Migrant_innen in den Blick zu nehmen, ist ebenfalls Desiderat.

 

Design Dispersed – Designer_innen als kulturelle Agenten und Broker nimmt die Design-Akteure selbst in den Blick. Hier kann die Migration von Architekt_innen unter den Bedingungen des Exils („Migrant Bauhaus“), die Lokalisierung ihres Schaffens ebenso thematisiert werden wie rezente (temporäre) Re-Migrationen in Europa oder Amerika ausgebildeter Designer_innen und Architekt_innen in ihre Herkunftsländer (etwa Francis Kéré oder Kunlé Adeyemi). Auch die Diskussion einer Designpraxis als Möglichkeit identitärer Neuverordnung (etwa im Modedesign von Bobby Kolade oder Haider Ackermann) bieten Anknüpfungspunkte. Welche neuen Topographien und Netzwerke auf dem Feld des Designs und der Kooperationen ergeben sich aus diesen Ortswechseln? Historische Fallbeispiele, die etwa das Design des Sharoun-Schülers Chen-Kuen Lee im Berliner Kontext untersuchen, sind ebenfalls willkommen.

 


Download
Design Dispersed_Programm.pdf
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AG TREFFEN & TAGUNGSPROGRAMM

 

Donnerstag, 09.02.2017

 

14.00–17.30  AG TREFFEN intern

Kunstraum München, Holzstraße 10, Rgb. 80469 München

 

Beginn der Tagung

 

18.00–20.00
Coming Together & Führung (Teil 1) "Flow of Forms / Forms of Flow. Designgeschichten zwischen Afrika und Europa" Kunstraum München, Holzstraße 10, Rgb. 80469 München

 

Freitag, 10.02.2017

 

10.00–12.00
Führung (Teil 2) "Flow of Forms / Forms of Flow"
Räume der Galerie Karin Wimmer, & Museum Pinakothek der Moderne / Architekturmuseum

 

12.00–13.30 Mittagspause
Ortswechsel zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Str. 10, 80333 München

 

13.30–14.00
Burcu Dogramaci & Kerstin Pinther (LMU München):  Design Dispersed. Formen der Migration und Flucht: Einführung

 

DESIGN DISPERSED: FORMEN DER MIGRATION

 

14.00–14.45
Hanni Geiger (München): Heimat „to go“. Mode und Migration bei Hussein. Chalayan.

 

14.45–15.30
Alexandra Karentzos (Darmstadt): Mit dem Trainingsanzug auf der Straße. Zur Konstruktion des „Migrant Chic“.

 

15.30 Kaffeepause

 

16.00–16.45
Elke Gaukele (Wien): Mode und Migration. Entangled Histories.

 

16.45–17.30
Cornelia Lund, Holger Lund (Ravensburg/Hamburg): Different by Design. Migration gegen den Strich gedacht.

 

17.30 Pause

 

18.00–20.00 - ABENDVORTRAG
Regina Bittner (Dessau): Zwischen Schiff und Haus. Vom leichten Gepäck des Bauhauses.
Zentralinstitut für Kunstgeschichte

 

Gemeinsames Abendessen

 

Samstag, 11.02.2017

Institut für Kunstgeschichte der LMU München, Zentnerstr. 31, 80798 München

 

DESIGN DISPERSED: DESIGN VON & FÜR MIGRANT_INNEN

 

09.30–10.15
Alexandra Weigand (München): Humanitär, sozial und partizipativ – Eine neue Designkultur in Europa?

 

10.15–11.00
Birgit Mersmann (Universität Köln/Universität Basel): Flucht-Design und migratorische Stadtentwicklung. Die „Flüchtlingspavillons“ aus Westsahara und Deutschland auf der Architekturbiennale Venedig 2016.

 

11.00–11.30 Kaffeepause

 

DESIGN DISPERSED: DESIGNER_INNEN ALS KULTURELLE AGENTEN & BROKER

 

11.30–12.15
Sophia Prinz (Zürich): Lina Bo Bardi

 

12.15–13.00
Miriam Österreicher (Darmstadt): Ethno-Fashion‘ im modernistischen Mexiko – Transferprozesse in der Mode zwischen nationaler Tradition, individueller Identität und transnationaler Modernekonzeption.

 

13.30 Mittagessen
Café Max 2, Museum 5 Kontinente, Maximiliansstr. 42, 80538 München

 

15.00
Führung (Teil 3) "Flow of Forms / Forms of Flow"

Impulsvortrag von Kerstin Pinther zu Formafantasma
Museum 5 Kontinente

 

16.00 Ende der Tagung